Citizen Science – Wir forschen an Ameisen

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse von der Wissenschaftsreihe
„Grün serviert“ der Biosphäre Potsdam

Samstag 14:00 Uhr ging es mit der Lesung von Wolf Parmann los. Über 50 Menschen hatten sich eingefunden und dem Sohn eines Insektenforschers gelauscht, der immer nur Ameisen im Kopf hatte. In „Tarja und die Rückkehr der Amazonen“ verwischte der Autor die Grenzen zwischen Wissen und Fantasie und stimmte damit alle jung und junggebliebenen Naturentdecker:innen auf dieses Ameisen-Event der besonderen Art ein.

Drei Stationen öffneten die Tore zu dieser faszinierenden Welt. Mithilfe eines Flyer wurden die großen und kleinen Forscher durch die verschiedenen Stationen gelenkt, sodass jeder nach Lust und Laune und in seinem eigenen Tempo sich diese Welt erschließen konnte. Dank der modernen Technik lenkten QR-Codes zu den eigens für dieses Event erstellten Erklär-Videos, die gleichermaßen die Einordnung der eigenen Ergebnisse erlaubte. 

Dabei waren die Aufgaben so unterschwellig, dass sie sowohl für Kinder als auch Erwachsene gleichermaßen ansprechend waren. Unsere jüngste Forscherin war eindeutig ein dreijähriges Mädchen, dass ihrer großen Schwester beim Wiegen eines Blattstückes assistierte. 

Die Geschwindigkeitsmessung der Blattschneider ergab, dass die Ameisen ohne Blattstück an diesem Tag durchschnittlich 0,109 km/h liefen, d.h. 109 Meter pro Stunde. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie zum Futter hin oder vom Futter weg liefen. In Anbetracht ihrer Körperlänge von gerade mal 1cm eine ganz ordentliche Leistung. 

Mit Blattstück lief die Blattschneider nicht wie oft vermutet langsamer, sondern schneller. Die durschnittliche Geschwindigkeit lag bei 0,130 km/h, also 21 Meter pro Stunde schneller. Auffällig war, dass Ameisen ohne Blattstück öfters mal stehenblieben und scheinbar innehielten, wogegen Ameisen mit Blattstücken kontinuierlich durchliefen. Aus biologischer Sicht könnte man dieses Verhalten damit erklären, dass die Ameise die Aufgabe hat, den Pilz mit Blättern zu versorgen. Beladen mit einem Blatt erfüllt sie diese Funktion, welches ihr auch die „Motivation“ gibt rasch zurück zum Nest zu laufen, um dort ihr Blattstück an weitere Arbeiterinnen zu übergeben, die die Nahrung für den Pilz „mundgerecht“ aufbereiten.

Aus physikalischer Sicht macht dies ebenfalls Sinn. Laut Untersuchung bei der zweiten Station trägt die Ameise ein Blattstück, welches zwischen 3-10x mehr wiegt als ihr eigenes Körpergewicht. Die Anfangsenergie dieses Gesamtgewicht in Bewegung zu bringen ist viel höher als die Energie die benötigt wird die Geschwindigkeit zu halten. Anhalten und wieder Loslaufen würde die Effizienz reduzieren – undenkbar in einer Natur, die mit allen Ressourcen schonend umgeht. Und wenn ich einen Aspekt nennen soll der mich an Ameisen so fasziniert, ist es diese Präzision in der Effizienz, wie diese vielen Einzelindividuen als eine Einheit zusammenwirken. Blattschneider setzen dem noch die Krone auf, denn es handelt sich hier um eine Symbiose, bei der zwei Einheiten so unweigerlich miteinander verwoben sind, dass weder der eine noch der andere Partner alleine lebensfähig ist. 

Und genau diesen konnte man sich bei der dritten Station live und in Farbe ansehen. Mit ein paar Tips und Tricks bestückt, machten sich die dortigen Tierpfleger:innen schon vor einigen Wochen ans Werk und legten den Pilz frei, sodass er auch weiterhin für die Besucher einzusehen ist. Ein separates Video erklärte für alle Wissbegierigen an diesem Tag die Zusammenhänge und lieferte ein Gesamtverständnis für dieses besondere Zusammenspiel zwischen Tier und Pilz.