Langer Tag der Stadtnatur 2023

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse von der Wissenschaftsreihe
„Grün serviert“ der Biosphäre Potsdam

Bereits bei den Vorbereitungen zum Langen Tag der Stadtnatur im vergangenen Jahr wurde die Idee für dieses „Wir sind Ameisenforscher“-Format geboren. Als eingespieltes Team sinnierten wir im Vorbereitungs-Flow so einige Ideen und daraufhin bastelte Dirk aus ein paar Forexplatten-Resten ein einfachen Versuchsaufbau. Diesen wollten wir eigentlich erstmal alleine ausprobieren und schauen, ob das alles so funktioniert wie gedacht…

… ein besonders wissbegieriger Teilnehmer durfte dann aber spontan mitmachen und so hatten wir bereits 2022 den ersten Anwendungstest mit „Forschungskollegen“.

Ja, bewusst verwende ich hier diesen Begriff… das war nämlich der Auftakt für 2023. Alle Teilnehmer erhielten ein Namenschild, welches sie einfach mal so in den Status eines Doktors hob – so richtig mit Logo von bekannten europäischen Universitäten Es ist unglaublich, was so ein Stück Papier bewirken kann. Alle beteiligten Personen trafen sich auf Augenhöhe – jung wie junggebliebene – denn schließlich waren alle Kolleg:innen und hatten ein gemeinsames Ziel: heute wird an Ameisen geforscht. 

Mit einer Federstahlpinzette ausgestattet wurde zu Beginn eine größere Kolonie der Glänzendschwarzen Holzameise untersucht. Anschließend wurde das Experiment erklärt, Forschungsgruppen gebildet und das Material ausgegeben… Drei Forschungsfragen haben uns beschäftigt.

1) Welchen Weg wählen die Ameisen, den kürzeren oder den längeren?

2) Wählen die Ameisen Zuckerwasser oder Katzenfutter?

3) Laufen die Ameisen am Anfang des Experiments schneller oder am Ende?  

Der Forexplatten-Aufbau in Version 2.0 erlaubte den Forschungsgruppen auch auf unebenen Gelände den Y-Versuchsaubau gut zu positionieren. Jetzt mussten nur noch die Ameisen mitspielen. Was sie nicht immer taten…

Schlauer geworden sind wir aber allemal. So wissen wir nun, dass Sonnencreme einen eher abschreckenden Effekt hat und die Hände vor dem Aufbau besser gewaschen werden sollten. Es ist auch gar nicht so einfach die Ameisen zu überzeugen, von ihren festen Ameisenstraßen auf unser Setup abzubiegen. Es braucht auf jeden Fall etwas mehr Zeit und alle wissen wir nun, das forschen viel mit Versuch und Irrtum zu tun hat und jeder Irrtum stets auch eine Erkenntnis ist. Wenn Ameisen können, schummeln sie nämlich auch und nehmen den nicht eingeplanten noch kürzeren Weg zum Futter über einen Grashalm. Doch auch dafür wurde schon eine Lösung erdacht und ich freue mich jetzt schon auf die 3.0 Version des Versuchs im Jahr 2024.

Trotz all der Unwegbarkeiten haben wir auch echte Ergebnisse sammeln können, die ich hier zusammenfassen möchte:

1) Ameisen nehmen überwiegend den kürzeren Weg.

2) Je nach Ameisenart wird anderes Futter gewählt. Die Sklavenameise Serviformica cinerea 

    bevorzugte die Zuckerlösung, wogegen die Waldameise Formica polyctena eher das 

    Katzenfutter anlief.

3) In den ersten 15 Minunten des Experiments brauchten die Ameisen durchschnittlich länger  

    also in den letzten 15 Minuten – egal ob auf der kurzen oder langen Strecke. 

Der tosenden Applaus zum Abschluß und das durchweg lobende Feedback wird mir in Erinnerung bleiben. In diesem Sinne war dieser Tag für alle ein Erlebnis, nicht nur für die Teilnehmer:Innen. Und so kann ich es kaum erwarten, 2024 wieder mit Euch zu forschen. Denn ob Ameisen bei Stau tatsächlich die längere Strecke wählen, gilt es experimentell noch zu beweisen. Darüber hinaus soll eine kleine Erweiterung des Setups ein wichtiges Geheinmis der Ameisen lüften… ihr dürft also gespannt sein.