chemische Kommunikation – eine kleine Einführung

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse von der Wissenschaftsreihe
„Grün serviert“ der Biosphäre Potsdam

Drüsen produzieren Stoffgemische und geben diese nach außen (= exokrine Drüsen) oder in den Körper ab (= endokrine Drüsen). In der Fachliteratur werden diese Stoffgemische als Sekrete bezeichnet und der Vorgang der Abgabe mit dem Verb „sezernieren“ beschrieben.

Sinn und Zweck der Abgabe ist es eine Information zu transportieren, weshalb die Sekrete in die Gruppe der Infochemikalien eingeordnet werden. Richtet sich die Botschaft an eine Artgenossin spricht man von Pheromonen. Je nachdem ob der Duftstoff beim Empfänger eine äußerlich beobachtbare Reaktion auslöst oder nicht spricht man von Releaser oder Primer. Dient die Botschaft der Verteidigung vor Individuen anderer (Ameisen-)Arten spricht man von Allelochemikalien. Je nachdem, ob der Sender oder Empfänger einen Vorteil aus dieser Sekretabgabe zieht werden die Allelochemikalien noch weiter unterteilt.

Die Drüsen sind Die Dufoursche Drüse [6] sezerniert zum Beispiel ein Releaser-Pheromon: Ihre langanhaltender Duft weist einer „Betriebszugehörigen“ den Weg zu einer ergiebigen Futterquelle. Auf dieses Signal hin antwortet die Empfängerin mit einem Spurfolge-Verhalten, welches wir gut beobachten können. Die Giftdrüse [5] – dicht daneben – hat dagegen eine ganz andere Botschaft und richtet sich meist an „Betriebsfremde“: Komm mir nicht zu nahe, sonst wirst Du dein blaues Wunder erleben“. Dies ist insbesondere bei der Ameisen-Gattung Crematogaster gut zu erkennen. Bei Gefahr streckt sie ihren Hinterleib in die Höhe und präsentiert demonstrativ einen terpentinähnlich riechenden Abwehrtropfen. Oftmals ist dies Botschaft genug.

Die Metathorakaldrüse [4] spielt eine wesentliche Rolle bei der Erkennung von Nestgenossinnen. Ihr Sekret wird in Thoraxnähe ausgeschieden und mittels Putzverhalten über den ganzen Körper verteilt. Das Sekret der Labialdrüse [3] ist vergleichbar mit dem „Gelee Royal“ bei Honigbienen und dient ebenfalls der amtierenden Ameisenkönigin als Powerfutter für ihre kräftezehrende Arbeit, permanent für Nachwuchs zu sorgen.

Als Steuerungszentrale dienen die winzigen Drüsen der Corpora allata und cardica [2], sodass hier das Sprichwort klein aber oho nicht passender sein könnte. Sie sind wesentlich in den Prozess der Reifung der Drüsen und somit für das Phänomen des Alterspolyethismus verantwortlich.

Zu guter letzt seien ein paar Drüsen im Bereich der Mundwerkzeuge genannt [1], die auf der einen Seite alarmierende Funktion besitzen auf der anderen Seite wird ihnen eine desinfizierende Rolle bei der Säuberung der Brut zugesprochen. Bei anderen Arten fand man heraus, dass ihre Sekrete der Fütterung der Larven dienen. 

Anschließend bleibt zu sagen, dass die chemische Kommunikation der Ameisen uns bis heute noch Rätsel aufgibt. Bei den 38 bekannten Drüsen zeigt sich selbst bei nah verwandten Arten kein immanente Signalwirkung. Die Duftsprache der Ameisen scheint folglich komplexer zu sein als man denkt und es gibt noch viele Dinge, die wir bei den Ameisen entdecken dürfen. Dies sollte uns nicht frustrieren, sondern in neugieriger Vorfreude genauer hinschauen lassen. Wir dürfen auch in der heutigen modernen Welt noch Dinge entdecken, die niemand vorher gesehen hat – was für eine spannende Vorstellung.