Mit der Brutpflege nehmen es Ameisen (hier Camponotus consobrinus, ERICHSON 1842) sehr genau. Die untere Arbeiterin im rechten Bildabschnitt trägt zwischen ihren Mundwerkzeugen behutsam ein Ei: ihre jüngste Schwester. Als empfindlichstes Entwicklungsstadium werden die Eier regelmäßig beleckt und damit gereinigt und feucht gehalten.
Die anderen beiden Arbeiterinnen wachen über die ältere Brut. Links im Bild ist eine Larve zu erkennen, das alleinige Entwicklungsstadium, welches Nahrung zu sich nimmt. Kann der madenförmige Körper mit dem Wachstum nicht mehr mithalten, wird die Larvenhaut durch eine neue ersetzt. Dieser Häutungsvorgang wiederholt sich je nach Ameisenart drei bis sechsmal. Über einen Darmausgang verfügt die Larve jedoch nicht. Unverdauliche Reste werden im Körper gesammelt und erst kurz vor der Verwandlung ausgeschieden. Wer genau hinschaut, kann diese Verdauungsreste im Bild erkennen. Unterhalb der Arbeiterin mit dem Ei ist eine längliche dunkle Struktur zu sehen, die der
Myrmecologe als Meconium bezeichnet.
Wie ein Schmetterling vollziehen Ameisen in der Regel ihre vollständige Verwandlung in einem Kokon. Dazu nutzt die Larve die in ihrem Kopf befindlichen Speicheldrüsen, die Labialdrüsen genannt werden. Diese produzieren ein hochkomplexes Spinnfaden-Polymer, welches fest und elastisch zugleich ist. Nachdem sie einen ersten Ansatzpunkt für die Spinnseide gefunden hat, wickelt sie mit mühseligen Körperbewegungen diese schützende Hülle um ihren Körper. Geborgen und sicher entwickelt sich die Larve in diesem Kokon zur Vorpuppe. Kurz darauf beginnen unglaubliche Umstrukturierungsprozesse, die als Metamorphose bezeichnet wird. Dabei werden die entsprechenden Gene in den Körpersegmenten aktiviert und es entsteht der typische dreigliedrige Insektenkörper.